Bogenhauser Anzeiger
Ausgabe 82/2010
Lokalteil Werther
Was man so alles hört
von Leonhard Pumpe
Sonntag 11.Juli 2010
Liebe Leser/innen,
manchmal geschehen schon interessante Dinge im Leben. Ereignisse, die man erst gar nicht glauben will, die sich allerdings nicht leugnen lassen wenn man sie selbst erlebt hat. Über so ein Ereignis, das sich gestern auf dem Vereinsfest der Freiwilligen Feuerwehr in Schröttinghausen zugetragen hat, möchte ich heute berichten.
Ich war, wie üblich, unterwegs, um über die neusten Ereignisse der Region zu berichten. Auf dem Feuerwehrfest in Schröttinghausen setzte ich mich zum verschnaufen auf eine Bank, die etwas abseits und seitlich einer großen Hüpfburg stand. Während ich aus einem der üblichen Pappbecher einen Kaffee schlürfte, fiel mein Blick auf einige Luftballonfiguren (genauer gesagt auf drei Luftballonfiguren) die neben der Hüpfburg abgelegt worden waren während die Kinder sich austobten.
Sie hatten mich noch nicht bemerkt, fühlten sich wohl unbeobachtet und so wurde ich Zeuge eines interessanten Gesprächs, das ich hier gerne wiedergeben möchte.
Ich nenne sie jetzt einfach mal: Schwarz, Rot und Grün, bezogen auf ihre Nasen.
Schwarz: Guck mal.
Rot: Was, Wo?
Schwarz: Na da! Hinter dir.
Rot: Oh, mein Gott.
Schwarz: Das kannste laut sagen.
Rot: Der Ärmste.
Schwarz: Was meinste, Notarzt?
Rot: Das wird nix bringen. Der ist nicht verletzt. Der ist so.
Schwarz: Wie schrecklich.
Rot: Und blind ist er auch noch.
Schwarz: Jau!
Rot: Was machen wir?
Schwarz: Da können wir nix machen.
Rot: Doch, können wir.
Hey, du da. Alles ok?
Grün: Wer spricht da?
Rot: Mein Freund und ich, wir sind auch Ballonfiguren.
Grün: Ach so. Scheiß Leben was.
Rot: Na ja, für uns schon ganz ok. Können wir dir helfen?
Grün: Danke, aber ich wüßte nicht wie.
Schwarz: Haste Schmerzen?
Grün: Ne, fühle mich nur so ungelenk. Irgendwie Gleichgewichtsprobleme.
Rot: Kein Wunder. Scheinen schwere Proportionsstörungen zu sein.
Schwarz: Und falscher Luftdruck.
??!!??
Schwarz: Ich mag gar nicht hingucken.
Rot: Wer macht so was?
Schwarz: Gute Frage. Sag mal, wer war das?
Grün: Weiß nich so genau. Ich komme vom Stadtfest aus`m Nachbarort.
Rot: Dornberg?
Grün: Kann sein. Da war einer, der dachte er könnte es. Ich hatte schon beim aufblasen das Gefühl: Das geht schief.
Rot: Ja, ja! Das hört man immer wieder. Verdammt! Warum lassen die nicht die Finger davon wenn sie`s nicht können. Wir müssen dann in diesem Elend leben.
Grün: Genau, aber jetzt ist es zu spät.
Schwarz: Komm mal näher.
Rot: Guck mal. Der Kopf!!!
Schwarz: Haste Nackenschmerzen?
Grün: Geht so. Man gewöhnt sich an alles.
Schwarz: Ich hab ne Idee!
Rot: Und?
Schwarz: Wir fragen mal unseren Schöpfer.
Rot: Du meinst R.P.?
Schwarz: Genau.
Grün: Wer ist R.P.?
Rot: R.P. steht für Rüdiger Paulsen. Ein ausgezeichneter
Ballonkünstler. Der hat uns gemacht.
Grün: Und ihr meint der könnte helfen?
Schwarz: Fragen können wir ja mal. Soweit ich weiß hat der neben seiner Ausbildung zum Ballonkünstler auch drei Semester Tiermedizin. Vielleicht ist ja was drin.
Rot: Versprechen können wir aber nix.
Grün: Schlechter kann`s eh nicht mehr werden.
Schwarz: Leider doch. Bei so einer komplexen Operation kann auch schon mal ein Totalschaden entstehen.
Rot: Mußt Du dir also gut überlegen.
Grün: Hmm??!!??
Schwarz: Du, da kommt er gerade.
Rüdiger Paulsen in dem Moment als er „Grün“ sieht.
Rot: Sag mal, kann man da was machen?
Paulsen: Sieht nicht so gut aus.
Grün: Wem sagste das.
Rot: Also kann man oder kann man nicht?
Paulsen: Ein Versuch wäre es wert. Ist allerdings riskant. Die Herstellungstechnik ist etwas…. ich sag jetzt mal, schlicht und ich kann für nichts garantieren. Willste das Risiko eingehen?
Grün: Ich glaub schon. So macht es auch keinen Spaß.
Paulsen: Gut! Dann komm mal her.
Grün: Warte mal kurz.
Paulsen: Ja?!
Grün: Das wird ja, wie ich gehört habe, ne total OP.
Paulsen: Stimmt.
Grün: Wie wär`s mit ner Metamorphose?
Paulsen: Du möchtest deine Identität wechseln?
Grün: Wenn das möglich ist und ich dann besser zurecht komme. Ja!
Paulsen: Hmmm? Laß mal überlegen.
Könnte kompliziert werden.
Paulsen: Aber gut. Möglich ist das. Allerdings müßte ich dann noch ein paar Komponenten hinzufügen. Wenn ich`s mache, dann mach ich`s richtig.
Grün: Sehr gerne!
Rot: Na, da bin ich ja mal gespannt.
Schwarz: Ich auch.
(Paulsen, holt diverse Ballons aus seiner Tasche, zwei Pumpen, einen Cutter, eine Schere und einen Stift und beginnt dann sehr behutsam und vorsichtig, Grün in seine Ursprungsform zurückzuführen. Anschließend pustet er weitere Ballons auf, knotet, faltet und biegt alles sehr gekonnt und einfühlsam und nach knapp 3 Minuten:
Bitte sehr:
Ein Krokodil. Operation erfolgreich abgeschlossen. Metamorhpose geglückt.
Grün: Vielen, vielen Dank.
Rot und schwarz applaudieren.
Paulsen: So, ich muß los. Da warten noch einige Kinder auf mich.
Paulsen geht.
Grün: Ich bin euch sehr dankbar für eure Hilfe.
Rot: Keine Ursache
Schwarz: Weißte, wenn`s nur gute Ballonkünstler geben würde, dann würde so etwas nicht vorkommen.
Grün: Das ist ein wahres Wort.
Rot: Naja, man darf nicht vergessen, dass der Veranstalter sich vorher überlegen muss, was er mit einem Ballonkünstler erreichen möchte und was er dafür ausgeben will. Wenn`s ihm nur darum geht irgend etwas für Kinder anzubieten mag das ja passen. Geht es ihm aber darum, dass der Ballonkünstler mit seinen Figuren die Menschen in Erstaunen versetzt, sie begeistert und dadurch erreicht, dass sich alle erinnern wo sie diese schöne Ballonfigur bekommen haben, erzielt er einen starken Nachhaltigkeits-Effekt, der sich überaus positiv für ihn auswirken kann.
In diesem Moment stürmen einige Kinder zur Bank, und schwupps sind Rot und Schwarz verschwunden.
Ein Kind schaut sich etwas suchend um und als sein Blick zaghaft auf Grün fällt, ermutige ich es, ihn mitzunehmen. Behutsam nimmt es Grün von der Bank und verschwindet strahlend in der Menge.
Fotos L. Pumpe
Anmerkung der Redaktion
Verehrte Leser/innen
Den Ballonkünstler Rüdiger Paulsen erreichen Sie unter
05203 919152
oder
Und hier können Sie noch einen Blick in eine schöne
werfen.